Der Medronho - eine portugiesische Spezialitaet
Medronho – Der Schnaps aus den Früchten des Westlichen Erdbeerbaumes
Portugals Küchen haben zahlreiche Spezialitäten zu bieten. Von der Caldo verde über den Bacalhau bis zu den Pastel de Nata. Und auch die Liebhaber geistiger Getränke kommen hier auf ihre Kosten. Sei es mit einem Glas des berühmten Portweins aus dem Douro-Tal oder mit einem Aguardente (Tresterschnaps) oder einem der zahlreichen Liköre. Ein typischer Schnaps aus dem Alentejo und der Algarve ist der Medronho.
Ein Beitrag von Joao de Espinosa |
Der Medronho wird aus den Früchten des Westlichen Erdbeerbaumes hergestellt, einem immergrünen Strauch oder Baum aus der Familie der Heidekrautgewächse, der üblicherweise eine Höhe von drei bis fünf Metern erreicht. Die Früchte sind anfangs grün, färben sich mit zunehmender Reife orange bis rot und erinnern dann an die Erdbeer-Frucht; woher auch der deutsche Name der Pflanze rührt. Der Westliche Erdbeerbaum ist ein typisches Gewächs des Mittelmeerraumes. In Portugal wachsen die Medronho-Bäume wild auf den teilweise kargen Böden der ländlichen Regionen wie Alentejo oder der inneren Algarve.
Traditionell werden die Früchte größtenteils von Bauern der beiden Regionen im Dezember und Januar in mühevoller Handarbeit gesammelt und privat verarbeitet. Früher war das ein gesellschaftliches Ereignis. Der ganze Ort kam zusammen, man brannte den Medronho, redete und verkostete den Schnaps. Doch dann wurde das private Schnapsbrennen aufgrund von europäischen Verordnungen verboten. Seither wurde der Aguardente de Medronho oftmals ohne Lizenz und damit schwarz gebrannt, doch wurde dies von den Behörden geduldet. Inzwischen haben viele Bauern eine offizielle Lizenz beantragt und dürfen nun wieder legal Schnaps brennen. Neben diesem privaten Medronho-Schnaps, den man meist auch nur von den Bauern selbst erhalten kann oder in den örtlichen Restaurants und lokalen Läden, gibt es aber auch eine offizielle Bruderschaft der Medronho-Brenner, die ihre Produkte auch im regulären Handel anbietet.
Wo man den Medronho probieren kann? Unsere einheimischen Wanderführer kennen die besten Adressen und können bei unseren Gruppenreisen an der Algarve gerne eine Verkostung einplanen. Aber Vorsicht, der Medronho ist meist sehr stark und hat zwischen 40 und 60 % Prozent Alkoholgehalt. Wer es nicht ganz so stark mag, der sollte die mildere Variante Melosa probieren. Dabei wird der Medronho mit Wasser gestreckt und mit Zimt und Honig angereichert. Die Algarve-Fischer trinken den Medronho angeblich morgens vor der Ausfahrt im Kaffee. Auch einige Cafes bieten den "Algarve Coffee", bestehend aus Milchkaffee und einem Schuss Medronho-Schnaps an. Direkt vom Hersteller kann man den Medronho in Assumadas kaufen. Dort gibt es die größte Destille der Algarve. Allerdings muss man sich nach der Brennerei im Dorf durchfragen, da diese weder ausgeschildert noch sonst wie gekennzeichnet ist.
Wer mehr wissen möchte über diese portugiesische Spezialität, dem sei das Museo de Medronho in Alqueva empfohlen. Das Museum ist Mittwochs bis Sonntags von 10 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt gerade mal 2 € (für Jugendlich von 11 bis 16 Jahren 1,50 €. Stand: Mai 2019).
Eines der Zentren der Medronho-Produktion ist die Serra de Monchique, eine waldreiche Hügellandschaft im Hinterland der Algarve. Sie bietet wunderschöne Wanderungen auf der „Medronho Route“. Und als Belohnung gibt es nach der Wanderung einen Aguardente de Medronho oder einen Melosa. Saude!